Bernhard Schippan über das 4. Willi-Knebel-Turnier

Ein Lied aus uralten Zeiten…                            

Liebe Vereinskollegen,
die 18. Offene Ruhrgebietsmeisterschaft der Senioren fand zwar nicht zu Zeiten Heinrich Heines statt, auf den Müllhaufen der Geschichte gehört sie trotzdem. Leider gibt es hin und wieder familiäre Verpflichtungen, denen man sich nicht entziehen kann. So fiel denn die Aktualität des Berichtes diesen Verpflichtungen zum Opfer.
Mag es sein wie es will, die Meisterschaft hat tatsächlich stattgefunden. Ich verbürge mich dafür. Zur Not können weitere 49 Aktive als Zeugen benannt werden, ein neuer Teilnehmerrekord für das zum vierten Mal in Erinnerung an den verstorbenen Schachenthusiasten Willi Knebel ausgerichtete Turnier. Zu Recht war der spiritus rector der Veranstaltung, Willy Rosen, stolz auf diesen Zuspruch. Er und seine unermüdlichen Helfer haben über drei Wochen für sehr gute Spielbedingungen und einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Nur einmal strapazierte ein Teilnehmer meine Nerven, als er seinen Gegner mit dem Endspiel Turm gegen Turm 50 Züge lang quälte.
Ein großer Teil der Aktiven war sicherlich gespannt auf das Abschneiden des jetzt 89-jährigen Abram Khasin (Chasin), der im letzten Jahr das Turnier mit bemerkenswerten 8,5 Punkten aus 9 Partien gewonnen hat. Heuer klappte es nicht so gut, denn er landete nur im Mittelfeld. Ursache kann durchaus der von ihm beklagte hohe Blutdruck gewesen sein, doch war auffällig, dass auch in diesem Jahr, so wie vor zwei Jahren, einer ersten Niederlage eine ganze Verlustserie folgte.


Ich habe über meine Teilnahme lange nachgedacht, denn es war klar, dass ich die 5. Runde nicht würde spielen können. Ich nehme es vorweg, letztlich erklärte sich der Essener Helmut Schorra zu einem Kleinmeister-Remis bereit. Für sein Entgegenkommen sei ihm hier nochmals gedankt. Zu diesem Zeitpunkt konnte natürlich niemand ahnen, wie wichtig der geschenkte halbe Punkt in der Endabrechnung werden sollte.
Ich startete mit zwei relativ kurzen Siegen, um dann auf den früheren Deutschen Meister der Senioren, Erich Krüger, zu treffen, gegen den ich mich traditionell schwer tue. Allerdings sollte das nicht dazu führen, als Weißer gegen Caro-Kann in 18 Zügen geschlachtet zu werden. Faktisch waren es 25 Züge, doch die letzten sieben habe ich nur gemacht, um zu begreifen, was eigentlich geschehen war. Noch peinlicher wird das Ganze dadurch, dass mein Donnerstags-Schachpartner diese Variante ständig und ständig gegen mich spielt, ich also wissen sollte, wie man sich aufzubauen hat. Wer weiß, vielleicht lerne ich es noch, angeblich soll es ja nie zu spät sein.
Die Runden 4 – 6 brachten mir 2,5 Punkte, darunter war auch das angesprochene Remis gegen Schorra. Jubel war allerdings nicht angesagt, denn einer der vollen Punkte gelang aus einer völligen Remisstellung, da mein Gegner im Bauernendspiel die Regeln der Opposition vergaß. Zusätzlich wurden zwei meiner Gegner ins Krankenhaus eingeliefert, meine Buchholzzahl war somit ruiniert und nur noch ein Turniersieg nach Punkten möglich. Natürlich sollte man nicht über seine Buchholzzahl nachdenken, wenn Mitmenschen erkranken, eine Erschwernis blieb es trotzdem.
In den Runden 7 – 8 habe ich meine besten Partien gespielt. Ruhig, solide, nichts überstürzend, also ganz gegen meine Gewohnheit. Natürlich, irgendetwas haben die Gegner falsch gemacht, haben mitgeholfen, aber ist das nicht immer so?
Diesen beiden Siege gegen Mitfavoriten ermöglichten es mir, durch einen Gewinn in der letzten Runde ganz nach vorn zu kommen. Wie so häufig war mein Gegner der letzten Runde Schach- und Seniorenlegende Willy Rosen. Und es lief auch wie immer.
Ich kann mich nur an eine Gelegenheit erinnern, gegen Rosen mit einer einigermaßen vernünftigen Stellung aus der Eröffnung heraus gekommen zu sein. Der normale Partieverlauf ist: ich stehe schlecht, grottenschlecht, Rosen lässt Gelegenheiten aus, fasst nicht zu, macht Sicherheitszüge und ermöglicht irgendeinen zufälligen Konter.
Ich spielte die Kalaschnikov-Variante (1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 dxc 4. Sd4 e5) und versuchte auf Umwegen, eine Stellung aus der Partie Nunn – Nataf zu erreichen. Das misslang kläglich und nach 19 Zügen stand ich mehr als bedenklich, um weitere 6 Züge später die Partie zu gewinnen.
Da schweigt des Sängers Höflichkeit und es bleibt mir nur noch zu sagen: wer sich für Turnierdetails interessiert, dessen Wissensdurst kann auf der Website der Sportfreunde Katernberg gestillt werden.

Grüße vom alten Mann

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Kommentare

Lieber Bernhard,
wie immer, ein köstlicher Turnierbericht von dir. Allerdings muss ich eines bemerken, wenn ich mal, was sehr selten vorkommt, die Kalaschnikov-Variante aus dem Koffer hole, landen alle meine Gegner auf dem Friedhof :-)
Grüße vom uralten Mann

Erfrischender Bericht ! Gern lese ich Traktate, nach deren Lektüre mir Minuten lang ein fröhliches Lächeln im Gesicht kleben bleibt ! Danke dafür, Bernhard !

Bis gleich beim Osterturnier, Bernhard!
Danke - wie immer - für den Bericht.

Unabhängig von deinem Turniersieg,mit dem entscheidenem Remis,
ist es immer eine Bereicherung für mich, über die Bericht-
erstattung die Du sachlich und mit Humor und selbstkritisch
hier zu ” Papier ” bringst.Deine Kommentare sind einmalig.

LG Peter

Danke Bernhard, deine Berichte lese ich immer mit großem Vergnügen. Ich freue ich mich schon jetzt auf dein nächstes Turnier.

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