Erste zittert sich zum Sieg

SG Kirchlengern I - SKSC I: 3,5-4,5

von Martin Böhnke

Das war nichts für schwache Nerven. In der 3. Runde der NRW-Klasse musste die erste Mannschaft beim nominellen Underdog SG Kirchlengern alle Register ziehen, um nach fast 6,5-stündiger Spieldauer das 4,5:3,5 klarzumachen. Spieler des Tages war Edgar Ribbeheger, der beim Stand von 3,5:3,5 sein remisliches Endspiel so lange knetete, bis er nach 80 Zügen schließlich den Sieg vermelden konnte. Damit ist der SKSC I einer von fünf(!) Verfolgern des führenden SV Hemer, die sich allesamt mit 4:2 Punkten in Lauerstellung befinden.

Dabei begannen wir standesgemäß, denn Christopher Graw demonstrierte erneut, dass er durch seine Auszeit nichts an Spielstärke eingebüßt hat. Ausgangs der Slawischen Eröffnung opferte sein Gegner mit Weiß den b-Bauern im Glauben, sich diesen günstig auf b7 zurückholen zu können. Hierbei übersah er jedoch, dass wegen der Fesselung des Bauern d4 der schwarze Springer den eingedrungenen Turm zusammen mit der Dame aufgabeln konnte. Dem Qualitätsverlust folgte die Aufgabe. 1,0:0,0.

Unglücklich verlief die Saisonpremiere von Dmitrij Rohovoy. Dmitrij kam als Anziehender gut aus einem Damenbauernspiel heraus. Dann jedoch begannen die schwarzen Springer am Damenflügel zu wirbeln, bedrohten hier die Dame, dort die Türme, bis schließlich der wichtige Zentralbauer auf d4 verloren ging. Die Abwicklung in ein Turmendspiel mit Minusbauer brachte keine Entlastung. Unterstützt von Turm und König marschierte der freie d-Bauer unaufhaltsam in Richtung Grundreihe, so dass sich Dmitrij geschlagen gab. 1,0:1,0.

Völlig überraschend kam die Niederlage von Pascal Werrn. Mit Weiß gegen die klassische Holländische Verteidigung spielend ergab sich eine dynamische Stellung mit beidseitigen Chancen. Dann griff Schwarz mit dem Läufer die weiße Dame an und die ging … nirgendwohin! Zum allgemeinen Entsetzen mussten wir konstatieren, dass keinerlei Fluchtfeld übrig war. Pascal versuchte noch, mit zwei Leichtfiguren für die Dame Widerstand zu leisten, stellte die hoffnungslosen Versuche aber kurz darauf ein. 1,0:2,0.

Georg Waldschmidt erweiterte unseren Score um einen halben Punkt. Als Nachziehender gegen den offenen Katalanen spielend, wickelte er in eine theoretisch bekannte Position ab, in der Schwarz offene Linien und freies Figurenspiel für seine zerstörte Bauernstruktur am Damenflügel vorweisen kann. Vor- und Nachteile für beide Seiten hielten sich somit die Waage und schlussendlich einigte man sich auf ein Unentschieden. 1,5:2,5.

Für den Ausgleich sorgte Joachim Berndt. In der königsindischen Hauptvariante setzte sein Gegner unkonventionell mit a5 und c6 fort. Das war für Joachim die Einladung, das Zentrum mit e4-e5 aufzuhebeln und die hängenden Bauern am Damenflügel unter Druck zu setzen. Nachdem Schwarz den Fianchettoläufer abgeben musste, war mit der schwachen Königsstellung eine neue Angriffsmarke ausgemacht, die sogleich mittels Dame und Läufer belagert wurde. Der hübsche Schlusszug 23.Td4! (siehe Diagramm) nebst 24.Dxh7+ beendete die Partie. 2,5:2,5.

Anschließend musste ich meine Hand zur Aufgabe übers Brett reichen. Durch Zugumstellung war ich in einem Holländischen Stonewall-Aufbau gestrandet, in dem Weiß üblicherweise am Damen- und Schwarz am Königsflügel agiert. Leider spielte ich zu oberflächlich und unterschätzte die schwarzen Angriffsressourcen, worauf der Königsangriff durchschlug und uns wieder in Rückstand geraten ließ. 2,5:3,5.

Jetzt mussten unsere beiden letzten Mohikaner den Kampf retten. Frank Müller bekam mit den dunklen Steinen den Traum eines Grünfeld-Inders aufs Brett, mit starkem Druckspiel sowohl gegen den Isolani auf der a-Linie als auch die Bauern d4 und c4. Nachdem der a-Bauer gefallen war und sich ein weiterer Bauernverlust abzeichnete, brach Weiß die Brücken hinter sich ab, opferte seinen Springer auf f7 und bekam tatsächlich Angriff gegen die schwarze Majestät. Doch Frank verteidigte sich umsichtig, konnte alle Drohungen parieren und das Match erneut ausgleichen. 3,5:3,5.

Nun war es unserem Ersatzmann Edgar Ribbeheger vorbehalten, den Endstand herzustellen. Ein Taimanow-Sizilianer mündete in ein etwa ausgeglichenes Endspiel, in dem Edi mit Turm + Läufer + Springer gegen Turm + Läuferpaar spielen musste. Und Edi schaffte es tatsächlich, Fortschritte zu erzielen. Er gewann einen Bauern, halbierte das gegnerische Läuferpaar und schob systematisch den freien d-Bauern nach vorne. Zum Schluss war der weiße König hilflos auf a1 eingeklemmt, ohne Chance, dem tödlichen Abzug des Turms zu entgehen. Weiß gab auf und Edi durfte sich feiern lassen. Endstand: 4,5:3,5.

Die Ergebnisse der 3. Runde: ergebnisdienst.schachbund.de/bede.php?liga=nrw-k1&runde=3

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