Unvergesslich schöner Urlaub und die “Remisseuche”

Ein Erlebnisbericht aus Bad Wiessee von Jenny und Janus:

Nach einer langen Auszeit haben wir uns entschieden, wieder einmal ein Schachturnier zu spielen. Während Jenny 2013 noch beim Oberhausener Osteropen mitmischte, liegt die letzte Turnierteilnahme von Janus mindestens 10 Jahre zurück.

Die 19. OIBM Bad Wiessee 2015 fand vom 31.10.2015 bis 08.11.2015 in dem schönen Ort am Tegernsee statt. Dieses Turnier gehört nicht nur zu den am stärksten besetzten, sondern auch zu einem der größten und beliebtesten Openturniere in Deutschland. Es nahmen 453 Teilnehmer/innen teil; das Turnier war bereits drei Monate im Voraus ausgebucht.

Wir sind einen Tag vorher angereist und waren in einem wunderschönen Hotel untergebracht – Hotel Alpensonne. Das Hotel ist für das reichhaltige Frühstück bekannt und für den kleinen aber feinen Wellnessbereich mit Innenpool und Sauna.

Hier fingen schon die ersten Bedenken an, ob es denn funktionieren würde, Urlaub und Schach zu verbinden. An der Stelle sei anzumerken, nein – es hat nicht wirklich funktioniert, dabei hatten wir aber eine wunderschöne Zeit!

Am ersten Tag haben wir bereits erfahren, dass es in der Wandelhalle ein absolutes Handyverbot herrscht. Was bedeutet, dass man die Handys ausgeschaltet nicht mitführen darf. Das führte dazu, dass wir während des ganzen Turniers auf unsere beliebten Begleiter verzichten mussten; einmal war Janus schnell fertig und hat das Handy zwecks Fotos machen mitgebracht und dieses wurde von einem der Schiedsrichter eingezogen :-(

Sehr gerne berichte ich über unsere Aktivitäten außerhalb des Schachbrettes. Wir haben eine Menge erlebt! Wir gingen viel am See spazieren, waren nach dem Frühstuck fast jeden Tag schwimmen, genossen das wunderbare Wetter (man könnte ab 12.00 Uhr tatsächlich im T-Shirt rumlaufen), haben viele interessante Menschen kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen und ließen einige Abende in Kneipen beim Fußballgucken oder unterhalten ausklingen.

Am Schachbrett lief leider überhaupt nichts. Das Ungeheuer hieß „Remisseuche“ und als man schon gedacht hatte, es kann nicht schlimmer kommen, kam aber wesentlich schlimmer…

Jetzt eines nach dem anderen.

  1. Runde: Jenny schafft einen "Pflichtsieg" gegen Holger Löhr von den SV Brauenfels, dem Verein, der die Deutsche Frauen Ländermeisterschaften ausrichtet. Janus kommt leider gegen einen nominell wesentlich schwächeren, aber zäh verteidigenden Gegner, Michael Walda, nicht über Remis hinaus. Im Laufe des Turniers hat Michael Walda eine Freundschaft über Facebook mit Janus geschlossen.
  2. Runde: Jenny trifft auf einen Dr. Thomas Mack – 73 Jahre alt. Dieser überrascht sie in der Eröffnung mit Winawer Gambit, steht deutlich besser, wenn nicht auf Gewinn und bietet Remis an. Jenny konnte das Angebot nicht ablehnen und nahm an, auf die Frage warum antwortete Dr. Mack „Weil ich mich lieber mit Ihnen unterhalten möchte als Schach spielen.“ Okay…. Janus gelingt ein klarer Sieg gegen Georg Ring (DWZ 1883)
  3. Runde: Beide Remis! Janus gegen Christian Linner (ELO: 2112) und Jenny gegen Jens Mader (ELO 1983). Unsere Gegner haben ziemlich passiv auf die Punktteilung geklammert, wobei Janus seine Chance nicht genutzt hat und Jenny bei dem angerührten Beton immer nur knapp plus gleich stand.
  4. Runde: Schon wieder Remis!. Janus hat in einer Nebenvariante der königsindischen Verteidigung nichts rausgeholt. Die Stellung verflachte so ziemlich, dass er ins Remis einwilligte, weil die Zeit knapp wurde. Jenny verwertet ihre klare Vorteile nicht, laut Computer war der Materialvorteil auf +7, doch nach dem Übersehen eines taktischen Schlages leider nur +2. Einfache Einsteller in Zeitnotphase gegen einen ziemlich chaotischen Gegner!
  5.  Runde: Janus spielt die längste Partie des Tages, die in einem Damenendspiel mit 3,5 (!) Damen endete. Janus musste Dauerschach geben, weil wenn er seine zweite Dame einzieht, er leider mattgesetzt wird. Jenny bekommt durch den Einsteller des Gegners eine Figur im 11. Zug für zwei Bauern geschenkt und anstatt als erste den vollen Punkt einzufahren (es gingen einige taktische Schläge) holt konsequent die gegnerische Figuren zum Angriff heran, sodass es im Endeffekt sogar verloren geht.
  6. Runde: Es konnte nicht schlimmer kommen, doch es kam. Jetzt war Janus an der Reihe, eine Partie zu verlieren und zwar durch einen Figureneinsteller. Jenny kam über das Remis nicht hinaus, ein weiterer Gegner der nichts Aktives unternehmen möchte.
  7. Runde: Janus gewinnt ziemlich schnell – die Traumstellung mit Damenfang (Sh8 - siehe Diagramm unten) und geht ins Hotel, das Handy holen, um heimlich Fotos zu machen. Jenny steht deutlich auf Gewinn gegen Josef Stuhler, der ein Leichtfigurenendspiel mit einem Minusbauer noch zu verteidigen versucht. Und es passiert… Wieder mal das UNGLAUBLICHE! Jenny schafft es, eine auf +10 zu bewertende Stellung erst zum Remis und dann zu einer Niederlage zu misshandeln. Es wird die letzte Partie des Tages, Jenny hat Springer und ein Bauer auf f2, der mit Unterstützung Ihres Königs zur Dame umgewandelt werden möchte, und der Gegner… hat schon eine Dame und ist am Schach. Doch er vergisst bei 1.09 Sekunden auf die Uhr zu drücken. Rest ist de ja vu zweite Damenbundesliga, die Zeit läuft ab. Voller Punkt!!
  8. Runde: Janus wird hoch gelost auf einen talentierten Jugendlichen mit nur 1780 ELO und fährt einen Punkt ein. Jenny hat nicht wirklich Lust zu kämpfen nach der Partie des Vortages und macht in einer ausgeglichenen Stellung remis.
  9. Runde: Janus meldet sich ab, da noch eine lange Autofahrt vor uns ist. Jenny versucht noch alles, um in der Damenwertung auf den zweiten Platz mit einem Sieg vorzurücken, doch auch hier ohne Erfolg – wieder Remis.

Das Turnier ist zu Ende und jetzt mussten wir auf die Siegerehrung warten. Erst gegen 18:30 Uhr könnten wir die Rückfahrt antreten und kamen sehr spät und erschöpft zu Hause an.

Die verlorenen Punkte holen wir uns definitiv wieder – sagt Janus  - der trotz dieses Misserfolges weiterhin „heiß“ auf Schach ist. Alle Partien werden analysiert und aus den Fehlern wird gelernt. Wir spielen weiter und weiter…

Mein dritter Platz in der Damenwertung ist natürlich ein Erfolg, doch irgendwo fühlte ich mich als ob ich wieder mal für „die Anwesenheit bezahlt wurde“. Es gab zwar 17 Damen, die mitgespielt haben, doch ich war nominell an zweiter Stelle gesetzt. Die Zweitplatzierte hat die gleiche Punktzahl, junges Mädchen, erst 14 Jahre alt mit einer beachtlichen ELO-Zahl von 2043. Sie hatte besseren Gegnerschnitt und gewann auch nach 3-Punkten-Wertung. Buchholz wurde bei diesem Turnier nicht berücksichtigt.

Eigentlich sollte unser Bericht ganz kurz sein, ist aber sehr ausführlich geworden. Danke fürs Lesen und bis bald mal im Verein

Janus und Jenny

Hier der Link zur Turnierseite

…und ein paar Fotos

 

Der Tegernsee

Janus freut sich auf das Turnier

Der Seegeist muss helfen

Auch Janus erklettert die riesige Seegeist-Skulptur

7. Runde: Jenny gegen Josef Stuhler

Blick in den Turniersaal

Der Analyseraum

Ein schöner Damenfang

Wir warten auf die Siegerehrung

Jenny erhält ihren Ratingpreis

Die Berichterstatter

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Kommentare

Ein schöner Artikel!

Glückwunsch aber auch an Frank Müller SKSC ” alleine für die Erfolge über seinen Angstgegner - IM Dieter Morawietz 2409 und Klaus Zeier 2250 , und zu 5,5 Punkte = 18 DWZ + .

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