Erste gewinnt gegen Godesberg – und steigt ab

von Martin Böhnke

Es hat nicht sollen sein. Einer starken Vorstellung in der letzten Runde zum Trotz muss die erste Mannschaft des SKSC in den sauren Apfel beißen und mit 7:11 Punkten die NRW-Liga nach unten hin verlassen. Gegen den nominell besser eingestuften Godesberger SK krempelten wir noch einmal die sprichwörtlichen Ärmel hoch und schlugen den Favoriten mit 4,5:3,5. Weniger kämpferisch eingestellt waren indes die Gegner unserer Konkurrenten gegen den Abstieg, so dass diese in den jeweiligen Duellen rasch die benötigten Punkte einfahren konnten.

Die Nachricht, dass unser Abstieg fix war, erreichte uns etwa anderthalb Stunden nach Spielbeginn. Zum Gefühl der Enttäuschung gesellte sich aber auch das des abfallenden Drucks, denn nun konnten alle frei aufspielen, ohne für das mannschaftliche Schicksal verantwortlich zu sein.

Als erster ließ Thorsten Banik seine Partie ins Remis gleiten. In der Hauptvariante der Slawischen Verteidigung hatte er mit Weiß minimalen Vorteil durch das besetzte Zentrum und einen gegnerischen Doppelbauern. Doch da ein Kneten der Stellung nicht mehr nötig war, entschied er sich für den ruhigen Saisonausklang. 0,5:0,5.

Ähnlich verhielt es sich bei Dmitrij Rohovoy, der als Nachziehender die sizilianische Drachenvariante auf dem Brett hatte. Sein Gegenüber verzichtete auf die scharfen Abspiele mit langer Rochade und brachte seine Majestät lieber am Königsflügel in Sicherheit, so dass ein eher positioneller Verlauf in Aussicht stand. Bevor etwas Entscheidendes passierte, einigte man sich auf ein Unentschieden. 1,0:1,0.

Den Führungstreffer besorgte Pascal Werrn. Als Anziehender hielt er in einer Englischen Eröffnung das Zentrum unter Kontrolle, während sich sein Opponent am Damenflügel ausbreitete. Was eine spannende Partie zu werden versprach, wurde jäh durch einen Einsteller beendet, als der Nachziehende übersah, dass der den Läufer auf c3 deckende Bauer b4 gefesselt war. Pascal kassierte den Läufer ein und einige Züge später stand es 2,0:1,0.

An Brett 4 gelang den Godesbergern der Ausgleich.Jörg Becker spielte das Skandinavische Gambit, woraufhin Weiß den Mehrbauern verteidigte. Jörg strebte jetzt Verwicklungen an, die sich jedoch als kontraproduktiv entpuppten. Nachdem ein Großteil des Materials vom Brett verschwunden war, hatte Jörg zunächst zwei, dann drei Bauern weniger. Ein Rettungswunder wie gegen Porz blieb diesmal aus und Weiß schaukelte das Endspiel zum 2,0:2,0 nach Hause.

Georg Waldschmidt stand als Nachziehender in einem Vierspringerspiel vor einer schweren Verteidigung, erledigte seinen Job aber ordentlich. Auf der offenen d-Linie drückte Weiß gegen den rückständigen Bauern d6 und eroberte ihn. Mit aktivem Figurenspiel gelang Georg jedoch die Rückeroberung des Minusbauern, wonach das Geschehen in ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel mündete. Ohne Gewinnchancen für eine der beiden Seiten wurde das Remis vereinbart. 2,5:2,5.

Was mich betrifft, so bin ich froh, das Saisonende erreicht zu haben. Leider erneut mit einem taktischen Patzer inklusive Partieverlust. In einem Holländer im Leningrader Stil gingen sämtliche Figuren durch Abtausch über Bord. In dem sich ergebenden Bauernendspiel hatte mein König die schlechtere Position, was mich zu einer exakten Verteidigung zwang. An dieser Herausforderung scheiternd betrat ich mit meinem König das falsche Feld, woraus die Zerschlagung meiner Bauernstruktur und meine Aufgabe drei Züge später resultierte. 2,5:3,5.

Den Ritt des Tages hatte Frank Müller zu überstehen. Die geschwächten Felder um Franks Grünfeld-Indischen Monarchen herum nutzte Weiß für ein intuitives Springeropfer. Der freigelegte schwarze König war anschließend gezwungen, einen Hindernislauf quer über das Brett zu absolvieren. Wie durch ein Wunder erreichte er unbeschadet den Damenflügel und konnte dort Unterschlupf finden. Die Verwertung des Mehrmaterials war dann Sache der Technik. 3,5:3,5.

Abschließend oblag es Ingo Hille unsere Saison zu beenden. Ingo spielte erneut eine Bird-Eröffnung, die der Nachziehende auf unkonventionelle Art zu bekämpfen versuchte. Das Ergebnis waren zwar eine offene b- und g-Linie, aber auch viele schwache Bauern, allen voran ein Doppelisolani auf der c-Linie. Dieser wurde belagert und schließlich erobert. Den technischen Teil erledigte Ingo dann mit Bravour zum Endstand von 4,5:3,5.

Fazit der NRW-Liga 2022/23: Auch wenn die Saison mit unserem unglücklichen Abstieg endete, sollte das ein positives Resümee nicht verfälschen.

Auf dieser Basis können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen und für die nächste Saison den direkten Wiederaufstieg anpeilen.

Die Ergebnisse der 9. Runde:

Ergebnisdienst Schachbund > NRW-Liga, Gr. 2 > Runde 9

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